Samstag, 2. Januar 2010


Die letzten Tage in Peru sind wie im Flug vergangen. Hatten eine Menge Arbeit, was die Wohnung und unser Pläne für nächstes Jahr angeht. Am Donnerstag war dann Feiertag in Peru, weshalb wir uns kurzerhand entschlossen haben, der Großstadt für ein paar Stunden zu entfliehen. Sind mit Claire und Dino nach La Punta gefahren. Die ist einer sehr ruhiger Bezirk, wo man ausgiebig am Meer spazieren gehen und viel frische Luft schnappen kann. Haben dort eine kleine Bootstour gemacht und sind nach dem Mittagessen wieder zurück gefahren.
Und am Samstag sollte dann ein Tag für uns beide allein sein. Nach dem Frühstück ging es mit dem Bus zu Pachacámac, einer der wichtigsten heiligen Stätten des ehemaligen Inca-Reichs. Hatte schon lange vor, die Ruinen kennen zu lernen. Und da man mit dem Bus nur gut eine Stunde fährt, haben wir die Chance genutzt. Abends haben wir dann ein paar Freunde besucht, um im Anschluss ausgiebig tanzen zu gehen. Haben eine tolle Disco entdeckt, wo wir bis 3am das Tanzbein geschwungen haben.
Gestern, der Abend vor der Abreise, sind wir zwei noch einen guten Coctail trinken gegangen und heute früh gings schon zeitig los.
Mittlerweile bin ich in Venezuela und warte auf meinen Anschlussflug nach Frankfurt. Ich wünschte, ich wäre schon Zuhause. Erst der Abschied, der selbst nach dem dritten Mal nicht leichter fällt, und dann noch die lange Reise. Ein ungutes Gefühl ist es vor allem solange ich noch auf dem Kontinent bin. Fühlt sich alles so nah an. Aber jetzt will ich nicht sentimental werden. Freue mich schließlich sehr auf euch und ein baldiges Wiedersehen mit meinem Schatz ist in nicht allzu großer Ferne.

Nochmal ein paar Zeilen aus Frankfurt. Bin pünktlich hier gelandet und das nach einem relativ erholsamen Flug. Mein Sitznachbar hat sich zum Glück zu seinen Kameraden gesetzt, sodass ich zwei Sitze für mich alleine hatte und somit gut 4 Stunden durch schlafen konnte.

Wie immer fühlt es sich seltsam an wieder in Deutschland zu landen. Die Aussicht aus dem Flugzeug ist ganz anders, die Luft, die Menschen und dann muss ich erst mal wieder einen Schalter umlegen, denn immer noch möchte ich die Leute auf Spanisch ansprechen. Wird Zeit, dass ich München erreichen, das kommt mir wenigstens vertraut vor. Und da dort schon zwei liebe Menschen, Mama und Willi, auf mich warten, werde ich mich gleich wieder heimisch fühlen.

So, in wenigen Minuten geht es in den Flieger. Juhu, Endspurt. Schlaucht ganz schön die lange Reise, fühl mich als hätte ich Tage nicht geschlafen. Aber wenn alles gut geht, dann wartet Papa schon mit einem Kaffee auf mich.

Fast ist mein Abenteuer Peru nun wieder abgeschlossen. Gedanklich natürlich nicht, doch wartet nun ein neuer Lebensabschnitt auf dich, der viele neue Herausforderungen mit sich bringt.

Sonntag, 4. Oktober 2009

Woche 3 : Tarapoto


Langsam nähern wir uns dem Ende von Monis Peruaufenthalt. Doch noch steht uns eine Woche Hochlanddschungel bevor.

Neben umpacken und aufräumen nehmen wir uns für den Samstag nicht viel vor. Abends treffen wir uns mit Soraia in San Borja, um in einer urgemütlichen Pizzeria essen zu gehen. Ein paar lustige Stunden erwarten uns, denn jeder versucht die Kommunikation mit seinem besten Englisch aufrecht zu erhalten.

Wieder einmal dürfen wir nicht so spät schlafen gehen, da es wieder zeitig losgehen wird am darauf folgenden Tag.

Am Sonntag um 8am sitzen wir bereits im Taxi auf dem Weg zum Flughafen. Dieses Mal erreichen wir unser Terminal ohne Stress. Schlendern ein wenig über das Gelände und befinden uns wenige Zeit später im Flieger wieder. Um ca. 11am landen wir in Tarapoto. Sekunden später steht uns der Schweiß auf der Stirn, da wir uns nun wieder in einer ganz anderen Klimazone befinden. Schnappen uns das nächstbeste Mototaxi und lassen und zum Plaza de Armas bringen. Von dort aus beginnt die Hotelsuche. Schnell wir mir bewusst, dass diese Reise eine wesentlich größere Herausforderung wird, da ich die Stadt nicht kenne und wir gemeinsam anfangen müssen uns zu orientieren. Das 4. oder 5. Hotel, das wir besichtigen, nehmen wir schließlich. Die Eigentümer erscheinen uns vertrauenswürdig und die Zimmer sind schön. Der erste Schritt wäre geschafft. Bin ein bisschen nervös, weil ich nur eine ganz grobe Vorstellung von dem hab, was wir die Tage anstellen könnten. Zudem schließen sämtliche Reiseagenturen am Sonntag um 1pm, weshalb wir kaum noch Gelegenheit haben, etwas in Erfahrung zu bringen. Hilft jetzt alles nix, ruhig bleiben und Mittag essen. Die Hitze und das Essen schafft uns so, dass wir beschließen erst einmal eine Siesta einzulegen. Schlafen also bis 3pm und fahren dann mit dem Motokar zur Catarata von Ahuashiyacu, einem schönen Wasserfall, der Gelegenheit für eine Energie spendende Abkühlung bietet. Das lassen wir uns auch nicht nehmen. Schnell in den Bikini gesprungen und schon plantschen wir in dem kühlen Nass. Das tut vielleicht gut! Unser Taxifahrer meint dann, er müsse uns unbedingt noch den See Venezia zeigen, der zugleich als eine Art Freibad-Freizeitanlage dient. Schlendern dort ein wenig herum und treten bei Sonnenuntergang den Rückweg an. Nach dem essen ziehen wir uns zurück, um Kräfte für den nächsten Tag zu tanken.

Der Montag beginnt etwas stressiger. Frühstücken auf die Schnelle, um nicht den Anschluss an eventuelle Touren zu verpassen, die meist schon um 9am beginnen. Als wir jedoch in der Reiseagentur stehen, wir uns schnell klar, dass das Tourismus-Angebot hier nicht allzu groß ist. Kann uns kaum etwas überzeugen, also buchen wir zumindest mal einen Ausflug für den Nachmittag. Bis dahin wollen wir natürlich auch was anstellen. Also hören wir uns ein wenig um, bis uns jemand den Tipp gibt, zu den Baños de la Unión zu fahren. Zwar haben wir keinen Schimmer davon, was uns dort erwartet, doch die Perspektive auf eine erneute Abfrischung überzeugt uns. Wieder suchen wir uns ein Motokar und lassen uns an den versteckten Ort kutschieren. Landen an einem Bach mit kleinen Wasserfällen, wunderschön gelegen und vor allem keine Menschenseele in Sicht. Baden, den Geräuschen der Natur lauschend und die Sonne des Regenwaldes genießend... Was will man mehr? Mittags geht es zurück in die Stadt. Nach einem leckeren Eisbecher sind wir wieder so erschöpft von der Hitze, dass wir uns ein wenig zurückziehen, bevor unsere Tour beginnt. An so einem Ort versteht man auch, warum es in manchen Länder eine Siesta (lange Mittagspause) gibt.

Um 3pm stehen wir dann pünktlich vor der Reiseagentur und warten auf unseren Tourismusbus. Doch da hatten wir eine falsche Vorstellung. Wir sind positiv überrascht, als sich herausstellt, dass wir die einzigen Touristen sind, die diese Tour gebucht haben, und wir schließlich mit einem Privattaxi fahren dürfen. Fahren ein gutes Stück in das Randgebiet von Tarapoto, bis wir das Dorf Lamas (unser Endziel) erreichen. Unser Taxifahrer, Lucho, ist sehr gesprächig, was ihn zu einem äußert guten Reiseführer macht. In Lamas angekommen, halten wir zunächst auf dem Plaza de Armas des Teils des Dorfes, welcher von Mestizos (gemischte Rasse) bewohnt wird. Schon im Zentrum lässt sich erkennen, dass hier die spanischen Einflüsse eindeutig überwiegen. Fahren kurz darauf weiter in den nativen Teil. Hier fängt es an, richtig interessant zu werden. Stadt Häuser, wie man sie aus der Stadt kennt, finden wir dort fensterlose Lehmhäuser. Lucho erklärt uns, dass die Häuser absichtlich ohne Fenster gebaut wurden, da man damit verhindert, dass böse Seele in das Gebäude eindringen. Halten an einem dieser Häuser an, damit wir uns ein wenig mit den Menschen dort unterhalten können. Sitzen ein paar alte Herrschaften vor der Haustür. Eine Frau stellt Faden aus Baumwolle her, die anderen scheinen gerade keine großartigen Aufgaben zu haben. Lucho kennt sie nicht, doch versucht er mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Zunächst gehe ich davon aus, dass man hier nur Quechua (native Sprache) spricht, doch sprechen sie auch alle Spanisch. Es scheint ihnen sichtlich Spaß zu machen, ein wenig mit uns zu plaudern. Sind ganz einfache Leute, die wohl nicht viel wissen, von dem, was außerhalb ihres Dorfes geschieht. Deutschland jedenfalls scheint ihnen kein Begriff zu sein. Verabschieden uns ein paar Minuten später, um zum Plaza de Armas des indigenen Teils von Lamas zu fahren. Ist ein überraschend schöner Platz, der, wie nicht anders erwartet, mit einer Kirche versehen ist. Lucho meint: „Selbst hier konnten uns die Spanier nicht in Frieden lassen.“ Als nächstes besuchen wir ein altes Ehepaar, das uns einen Einblick in sein Häuschen gewährt. Ist alles äußert schlicht. Im Grunde genommen ein riesiges Zimmer, wo man lebt, kocht und schläft. Nachdem wir etwas über ihre Familie erfahren haben, verabschieden wir uns. Kaufen noch ein paar Souvenirs in dem Laden nebenan und weiter geht’s zum Museum von Lamas. Bekommen eine sehr interessante Führung, in der wir viel über die Bräuche und Lebensweise im Dorf lernen. Was uns am meisten fasziniert ist, dass bestimmte Bräuche noch immer sind, wie schon vor vielen vielen Jahren. Zwar lassen sich überall spanisch-christliche Einflüsse erkennen, doch überwiegen traditionelle Elemente. Z.B. heiraten die nativen Einwohner Lamas fast ausschließlich untereinander, um Rassenmischung zu vermeiden. So ein Dorf kennen zu lernen, damit hatten wir wirklich nicht gerechnet, da die meisten, die man zu sehen bekommt, durch die Einflüsse des Tourismus so künstlich erscheinen, dass man nicht weiß, was von der Ursprünglichkeit noch geblieben ist. Gegenüber des Museums entdecken wir ein Café, das frischen Kaffee aus der Region anbietet. Gönnen uns ein Tässchen und machen uns dann langsam auf den Rückweg. Lucho macht noch einen kleinen Abstecher in ein anderes Dorf (Morales) mit uns, wo wir gute Chicha (Getränk, das aus gelben Mais gewonnen wird) kaufen können. Meint, dort gebe es die beste weit und breit. Naja, ist wohl eher ein Geheimtipp, da sie von Privatleuten hergestellt wird und man erst einmal wissen muss, an welche Tür man zu klopfen hat. Als es bereits dunkel ist verabschieden wir uns von unserem tollen Reiseführer und schließen den Tag mit einem Coctail im StoneWasi ab.

Am darauf folgenden Morgen lagern wir unser Gepäck im Hostal ein, um uns nach dem Frühstück von einem Motokar zur Haltestelle von Sauce bringen zu lassen. Sauce ist ein kleines Dorf, dass sich direkt an der Laguna Azul (Blaue Lagune) befindet. Erwarten dort Busse oder mehrere Taxis vorzufinden, was sich schnell als Reinfall herausstellt. Als wir dort ankommen, müssen wir feststellen, dass wir die einzigen Touristen zu dieser Stunde sind. Und die Taxis, die fahren, verlangen entweder den doppelten Preis oder man muss warten, bis es voll ist. Entscheiden uns zunächst für den zweiten Weg. Doch als wir nach gut einer Stunde gerade einmal drei Passagiere sind, erklären wir uns dazu bereit, die Kosten für den vierten fehlenden Fahrgast zu übernehmen. Nach einer einstündigen Fahrt erreichen wir den Fluss Huallaga (Abzweiger des Amazonas). Dort können wir uns ein wenig die Füße vertreten, da wir auf die Fähre warten müssen, die uns über den Fluss bringen soll. Jetzt dürft ihr euch darunter aber keine moderne Fähre vorstellen. Vielmehr ist es eine Plattform, die mit Hilfe eines Seilzugs auf an das gegenüberliegende Ufer befördert wird. Da auf dieser schwimmenden Insel maximal zwei Autos Platz haben, kann es dauern, bis man selbst an die Reihe kommt. Wir haben jedoch Glück. Denn kaum habe ich meine frisch gekaufte Kokosnuss ausgeschlürft, dürfen wir an Bord. Weitere 45 Minuten Fahrt in Taxi und wir sind in Sauce. Auf Empfehlung unseres Reiseführers gehen wir direkt zur Lodge „Las Hamacas“, wo wir, wie es der Zufall so will, auch gleich auf ihn persönlich stoßen. Der Preis und ein Willkommenscoctail überzeugen uns schnell, so dass wir wenige Minuten später unseren eigenen kleinen Bungalow zugewiesen bekommen. Da gerade ein Motorboot ablegt, das mit einer Touristengruppe eine Fahrt über die Lagune macht, springen wir kurzentschlossen mit hinein. Pausieren an einer Stelle, die sich gut zum Schwimmen eignet, worum man uns auch nicht lange bitten muss. Zurück in der Anlage erwartet uns schon unser Mittagessen. Dann ist es wieder so weit: Zeit für eine Siesta. Nachdem sich unser Hausgast (eine nicht als gut- oder bösartige identifizierbare Spinne) verkrochen hat, werfen wir uns aufs Bett und genießen die kleine Verschnaufpause. Mit neuen Kräften gehen wir auf Entdeckungstour in Sauce. Da uns unser neuer Reiseführer, einer 14jährige Junge namens Ericson (ja, heißt wie die Handymarke), angeboten hat, uns abends ein Lagerfeuer zu errichten, wollen wir ein paar Bananen kaufen, die mir als Fleischersatz dienen sollen. Eine nette Frau schenkt uns, nachdem sie bei sich zu Hause gesucht hat, eine Handvoll Bananen, die ihren Zweck auf jeden Fall erfüllen werden. Abends baut Ericson dann wie versprochen einen großen Scheiterhaufen für uns. Nebenan stellt er einen kleinen Grill auf, worauf das Hühnchen und meine Bananen gebraten werden. Sogar an einen Tisch mit zwei Stühlen hat er gedacht. Also alles perfekt für ein romantisches Candle-Light-Dinner. Verbringen ein paar gemütliche Stunden am Ufer der Blauen Lagune.

An unserem vorletzten Tag im Dschungel erwartet uns noch ein Abenteuer, das Moni sich gewünscht hat. Ein Ausflug auf dem Pferderücken. Also organisiert Ericson uns zwei Pferde aus der Nachbarschaft und führt uns von 9am bis 12:30pm in der Gegend herum. Ihr fragt euch vielleicht, warum Ericson sich so viel Mühe um uns gibt. Der Grund der für ist ganz einfach der, dass wir die einzigen Urlauber in der Ferienanlage sind. Besuchen mit ihm die Hacienda (Landgut) des Besitzers unsere Lodge, wo wir exotische Früchte probieren dürfen und die Natur erkundschaften. Von da aus reiten wir zu einem Rastplatz, wo es an diesem Tag nichts auf der Speisekarte gibt. Also erntet der Besitzer drei Kokosnüsse für uns, die uns wenige Augenblicke später mit Strohhalmen serviert werden. Da mein zarter Hintern *:)* nicht mehr an Pferderücken gewohnt ist, überlasse ich Ericson die Zügel, um den Rückweg zu Fuß anzutreten. So habe ich Gelegenheit in aller Ruhe Fotos zu machen. Moni hält tapfer bis zum Schluss durch und kann gar nicht genug kriegen. Zurück an der Lodge, bleibt uns keine Zeit mehr fürs Mittagessen, da gerade ein Taxi dabei ist die Rückfahrt anzutreten und wir nicht noch einmal eine Stunde auf eine Mitfahrgelegenheit warten wollen. Also bringt uns das Taxi noch schnell zu einem Laden, wo wir wenigstens trockenes Brot kaufen können und so fahren wir wieder Richtung Tarapoto. Dieses Mal müssen wir allerdings lange auf die Faire warten, da scheinbar gerade Rush Hour aus. Es fängt zu regnen an, doch das stört uns wenig, denn schließlich darf der Regen im Dschungel nicht fehlen. Problemlos erreichen wir unseren Ausgangspunkt und freuen uns auf unsere Unterkunft, eine schöne Dusche und ein wenig Schlaf. Abends lassen wir es uns dann so richtig gut gehen, in einer tollen Pizzeria (Café d´Mundo). Ist ein wunderschönes Ambiente dort und das Essen schmeckt einfach köstlich.

Und dann ist es so weit: Rückreisetag. Das einzige was wir am Vormittag anstellen ist bummeln gehen auf dem Künstlermarkt. Kaufen das eine oder andere Souvenir ein und fahren zu einer Forschungsanlage eines Franzosen, der sich auf Naturmedizin spezialisiert hat. Informieren uns ein wenig über die Produkte, bevor es endgültig zum Flughafen geht. Mittags sitzen wir planmäßig im Flieger und bahnen uns durch die dicke Nebeldecke, welche Lima der Sonne beraubt.

Drei wunderschöne Wochen mit Moni in Peru gehen vorüber, worauf wir abends beim Argentiner mit einem Glas Wein anstoßen. Am Freitag ist es dann soweit: Zeit zum Abschied nehmen. Moni ist schon ganz hippelig, da sie es kaum erwarten kann wieder bei Stephan zu sein. Mit einem so strahlenden Gesicht vor Augen und der Aussicht auf ein baldiges Wiedersehen kann jedenfalls keine Traurigkeit aufkommen. Doch später müssen Gustavo und ich feststellen, dass uns das kleine quietschende Entchen und vor allem die nette Gesellschaft sehr fehlt.

Donnerstag, 24. September 2009

Woche Zwei mit Moni: Cusco


Montag, 7. September 3am: Verschlafen kriechen wir aus den Federn, denn für 3:50am ist das Taxi bestellt, das uns zum Flughafen bringen soll. Als dieses jedoch um 4am noch immer nicht in Sicht ist, werden wir langsam nervös. 4:15am, immer noch warten wir. Gustavo ruft schon zum wiederholten Mal bei der Taxizentrale an, doch da heißt es nur, es sei schon ganz nahe. Ich steh kurz vor der Krise, denn schließlich müssen wir um 4:40am in den Flieger steigen. Moni muss so einen Mitleid erregenden Eindruck erweckt haben, dass die Polizei neben ihr hält und anbietet, uns ein neues Taxi zu organisieren. Um 4:25am sitzen wir doch noch in unserem bestellten Taxi. Nicht einmal entschuldigen kann sich der Fahrer, also drohe ich ihm mit einer Anzeige, sollten wir den Flug nicht mehr erreichen.... Versucht sein Bestes, um doch noch rechtzeitig ans Ziel zu gelangen. Als wir jedoch die Boarding-Time überschreiten, beschließen Moni und ich dem Fahrer keinen Cent zu bezahlen. Am Flughafen angelangt, springen wir aus dem Taxi, ich meine noch: Er könne froh sein, wenn da nicht eine Klage auf ihn zukommt und sollte er sich beschweren wollen, habe er unsere Nummer. Hören noch ein Geschimpfe hinter uns, doch das interessiert uns momentan wenig. Sprinten zum Terminal und erreichen den Flieger im letzten Moment noch. Als wir etwas zur Ruhe kommen, beginnt das schlechte Gewissen. Aber nun ist es zu spät und er wird sich schon melden, um sein Recht einzuklagen. Zum Glück haben wir bisher nichts mehr von ihm gehört. War zu erwarten, denn der Job des Taxifahrers steht auf dem Spiel, sollte er nicht ordnungsgemäß arbeiten. Langsam entspannen wir uns und warten gespannt auf unsere Landung in Cusco.

Um 6:30am erreichen wir unser Ziel wie geplant. Sonnenschein, Ruhe und frische Bergluft, genau das richtige nach einer Powerwoche in Lima. Steuern gleich auf die Unterkunft zu, in der ich schon einmal ein paar Nächte verbracht habe. Und wir haben Glück. Bekommen gleich ein Zimmer und fühlen uns auf Anhieb wohl in der Hospedaje. 50 Soles (ca. 11 Euro) kostet die Nacht für zwei Personen mit Frühstück. Legen unsere Sachen ab und suchen uns für den ersten Morgen ein Lokal zum frühstücken. Essen gemütlich, buchen eine Stadttour für den Nachmittag und versuchen unser Zugticket für Machu Picchu zu kaufen. Am Bahnhof angelangt, erwartet uns eine lange Schlange, also heißt es warten. Jedoch wird es nicht zum Ticketkauf kommen, da Moni sich zunehmend schlechter fühlt. War wohl zu viel Aktion für die ersten Stunden auf einer Höhe von 3300m. Die Höhenkrankheit (Soroche) hat zugeschlagen. Fahren zurück zum Hotel, wo Moni sich erst einmal eine Stunde hinlegt. Der Schwindel und die Kopfschmerzen gehen etwas zurück, dennoch beschließen wir unsere Stadttour zu verschieben und einen entspannten Tag zu verbringen. Gute Idee, denn kurze Zeit später liege ich flach. Wow, dachte schon wir kommen nie wieder zu unserer Unterkunft. Bei jeder Treppenstufe (und da gibt es viele in Cusco) meint man, es springt einem das Herz heraus und die Übelkeit wird immer schlimmer. Ist das erste Mal, das es mich so erwischt. Einige Stunden spuke ich durch, bis Moni mir Tabletten organisiert, die mich ruhig schlafen lassen.

Am nächsten Morgen sieht die Welt wieder etwas anders aus. Zwar haben wir beide noch einen flauen Magen, doch lachen wir schon darüber. Frühstücken auf der Dachterrasse mit einem gigantischen Blick auf Cusco. Langsam wandeln wir erneut zum Bahnhof, um zwei Zugtickets zu ergattern. Wieder eine lange Schlange und kaum noch Tickets, die für uns in Frage kommen. Zum Glück treffen wir dort jemanden aus der Reiseagentur, bei der wir die Stadttour machen wollen. Er meint, er habe reservierte Plätze, die er uns verkaufen würde. Mehrmals hake ich nach, um zu erfahren, ob dies an irgendeine Bedingung geknüpft sei. Als er dies verneint, lassen wir uns auf ihn ein und besuchen ihn mittags in seiner Agentur. War wohl naiv ihm Glauben zu schenken. Natürlich ist das Ticket an einen Tour gekoppelt und an ein teures Hotel unterhalb von Machu Picchu. War zu erwarten, aber er hat uns sein Wort gegeben. Also streite ich mich ein wenig mit ihm herum, bis er schließlich nachgibt und uns die Tickets verkauft, ohne dabei Gewinn zu machen. Wir erhalten eine Reservierungsbestätigung, welcher erst eine definitive Bestätigung folgt, wenn wir ihm den Namen unserer Unterkunft in Aguas Calientes (Machu Picchu) per Telefon mitteilen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl ziehen wir wieder von dannen. Bleibt uns nichts anderes übrig, als ihm zu vertrauen, denn bessere Tickets würden wir nicht mehr bekommen. Gehen etwas leichtes essen und machen um 2pm unsere Stadttour. Unter Stadttour darf man sich jedoch nicht nur einen Spaziergang durch Cusco Stadt vorstellen, nein, wir fahren mit dem Bus die Ruinen rund um die Stadt ab. Zunächst besuchen wir Coriconcha, ein Kloster, welches früher das wichtigste Gebäude der Inka war. Die Mischung aus indigenen und christlichen Elementen ist faszinierend und die Führung sehr interessant. Im Anschluss fahren wir nach Saqsaywaman, einer riesigen Ruinenanlage, die früher vor allem rituellen Zwecken diente. Heutzutage wird dort jährlich das Inti Raymi (Sonnenfest) abgehalten, das tausende von Besuchern anlockt und an dem ich leider noch nicht teilnehmen konnte. Von dort aus geht es nach Q´enqo, ebenfalls einem rituellen Ort. Die Mondeinstrahlung muss dort ein ganz besonderes Ambiente schaffen, weshalb dort nach wie vor mystische Treffen stattfinden. Den Opferplätzen von Q´enqo folgt Tambomachay, eine Art Jungbrunnen. Bevorzugen es trotz der Versuchung kein Wasser zu trinken, denn einen schlechten Magen können wir nun wirklich nicht gebrauchen. Zum Abschluss bestaunen wir noch Puka Pukara (Inka-Festungsanlage) und lernen die Unterschiede zwischen den verschieden Wolltypen in einem kleinen Künstlermarkt kennen. Ein langer Tag mit vielen neuen Eindrücke! Vorm Schlafen gehen treffen wir uns mit meiner Freundin Roxane, ihrem Mann Omar und ihrer Cousine. Das Pärchen lebt seit gut einem Jahr in Cusco und so nutzen wir die Gelegenheit, um gemeinsam Abendessen zu gehen. Etwas anstrengend, da vier Sprachen (deutsch, englisch, spanisch und französisch) vertreten sind, doch irgendwie kann man sich immer verständigen *:)*.

Mittwoch Morgen: Noch immer ist uns leicht schwindelig, doch das schlimmste scheint überstanden. Nach dem Frühstück fahren wir zur Puente Grau, von wo aus wir ursprünglich einen Bus nach Chinchero (im Heiligen Tal) nehmen wollen, um dort die Tour nach Ollantaytambo fortzusetzen. Da wir an der Bushaltestelle auf ein paar Plakate stoßen, die uns interessant erscheinen, werden wir auch gleich von einem Reiseführer angesprochen. Er empfiehlt uns eine andere Strecke, da diese wesentlich sehenswerter sei. Also steigen wir kurz nach Chinchero, in Cruzpata aus. Dort wartet schon ein Taxi auf uns, welches uns zu den beiden Sehenswürdigkeiten bringen soll. Ist ein ganz sympathischer Fahrer, der uns viel über die Gegend und das Leben in den Bergen erzählt. Erst gelangen wir nach Moray, einem Art Inka-Laboratorium. Sieht aus wie ein großes Amphitheater, diente jedoch anderen Zwecken. Um einen Vielzahl von verschieden Samenarten auch auf einer Höhe von über 3000m ansäaen zu können, legten die Inka ein Stufensystem an. Da jede Stufe ein anderes Mikroklima hat, konnte man ganz unten anfangen mit der Saat. Nach gut 6 bis 7 Jahren wurden die Samen dann eine Stufe höher gepflanzt etc. Bis die Samen soweit akklimatisiert waren, dass sie der Landwirtschaft auf verschiedenen Höhen und Böden dienten. Nach der spanischen Eroberung wurde der Ort oft für rituelle Zwecke genutzt. Unser Reiseführer erzählte uns begeistert, wie er selbst daran teilnehmen durfte. Doch leider haben sich die Bräuche in Moray verloren, da nun mehr und mehr Touristengruppen kommerzielle Rituale mit Schamanen dort abhalten und dem Ort somit seine Ursprünglichkeit genommen haben.

Von Moray aus fahren wir weiter nach Maras. Schon von weitem entdecken wir einen riesige Anlagen von Salzterrassen. Wie wir erfahren wird in Maras so viel Salz gewonnen, dass es zum einen die ganze Region versorgt, des weiteren bis nach Japan exportiert wird. An den Salzterrassen endet unsere private Taxitour. Von hier aus sind wir auf uns selbst gestellt. Erst wandern wir über die Terrassen, wo wir den Prozess der Salzgewinnung beobachten können. Von da aus geht es weiter durch die Berge, bis wir einen Fluss überqueren, der nahe der Hauptstraße liegt. Haben Glück und finden einen gemütlichen Touristenbus, der uns für wenige Soles nach Ollantaytambo mitnimmt. Zeit fürs Mittagessen! Eine anschließende Siesta steht jedoch nicht auf dem Plan. Noch nicht einmal richtig verdaut, schnaufen wir schon die Ruinen von Ollantaytambo hinaus. Da wir beschlossen haben keinen extra Reiseführer zu engagieren, lauschen wir den anderen Gruppen, um etwas mehr über die Ruinen zu lernen. Oben angelangt befindet sich der Inka-Stuhl, von dem aus der ehemalige Herrscher sein ganzes Tal im Blickfeld hatte. Wohl unter anderem deshalb, gelang es der nativen Bevölkerung des Dorfes den Spaniern lange Zeit erfolgreich Widerstand zu leisten, bevor sie letztlich doch erobert wurde.

Von den Ruinen in den Zug. Um 4pm sitzen wir im PeruRail (Zug), der uns nach Aguas Calientes bringen wird. Dies ist das Dorf, von dem aus man zu Machu Picchu gelangt. Wieder einmal wählen wir den einfachsten Weg und gehen direkt zu einer mir bekannten Unterkunft. Für wenig Geld ergattern wir ein gutes Zimmer. Was wir ganz vergessen haben, war einen Mückenspray mitzunehmen, denn immerhin befinden wir uns in dieser Region bereits im Regenwaldgebiet. Mich stören ein paar kleine Mosquitos nicht, aber Moni muss da wohl seit Australien traumatisiert sein. Kaum schließen wir unsere Zimmertür, springt mein Schwesterlein schon wie wild von Bett zu Bett, um die wenigen Eindringlinge zu vernichten. Naja, mir solls recht sein, denn als ich erholt aus der Dusche komme, befinde ich mich in Piks-Freier-Zone. Als nächstes müssen wir unbedingt ein Faxgerät finden, damit wir aus Cusco die Bestätigung für unsere morgigen Zugticket bekommen. Der junge Mann von unserer Unterkunft ist sehr freundlich, begleitet uns zu einer Faxstelle und ruft persönlich die Reiseagentur an. Eine Stunde später haben wir unser Ticket in den Händen. Jetzt fehlt nur noch das Busticket für Morgen früh und wir können endlich auf einen erfolgreichen Tag anstoßen. Da in Aguas Calientes scheinbar immer Happy Hour ist, in der man vier Coctails zum Preis von einem bekommt, gönnen wir uns eine Ladung Pisco Sour (Moni darf mittlerweile wieder Alkohol trinken). Nach unserer Schonkost die letzten Tage steigt uns der schnell zu Kopf, aber schlafen können wir dafür umso besser.

Am Donnerstag um 4:45am klingelt der Wecker. Schnell umgezogen und schon stehen wir an der Bushaltestelle. Schock, vor uns befindet sich eine enorme Menschenschlange. Denke schon, dass wir ewig auf einen Bus warten müssen. Doch die Zeit vergeht schnell, und da ein Bus nach dem anderen abfährt, erreichen wir um ca. 7am Machu Picchu. Als aller erstes wandern wir Richtung Waynapicchu, von dessen Gipfel aus man einen gigantischen Blick auf die Ruinenstadt von Machu Picchu hat. Beeilen uns etwas, da nur 300 Besucher täglich den Aufstieg machen dürfen. Eine Stunde steiler Fussweg erwartet uns. Die Aussicht auf das Tal wird von Serpentine zu Serpentine eindrucksvoller. Den Gipfel erklommen, suchen wir uns eine ruhige Stelle, um eine gemütliche Brotzeit (naja, hier Kekszeit) machen zu können. Bleiben eine ganze Weile, bevor wir den Abstieg antreten. Die darauf folgenden Stunden erkundschaften wir Machu Picchu und genießen das Ambiente. Bis auf ein paar kleine Regentropfen spielt das Wetter wunderbar mit. Mit schwerem Herzen lassen wir dieses beindruckende Stück Geschichte zurück und machen uns zu Fuß auf den Rückweg. Nach etwa einer Stunde befinden wir uns wieder in Aguas Calientes. Gönnen uns zur Belohnung für all die körperliche Anstrengung eine Pizza. Satt werden wir davon allerdings nicht, weshalb wir uns auf die Suche nach einem guten Café machen. Die Preise hier sind jedoch so unverschämt, dass ich kurzum einen Polizisten nach einer guten Bäckerei frage. Glücklich stolzieren wir kurze Zeit später mit zwei Stück Torte über den Plaza de Armas. Setzen uns auf eine Bank und genießen unseren Fund. Lange brauchen wir nicht warten, dann ziehen unsere Leckereien die Aufmerksamkeit unser Umgebung auf sich. Zunächst kommt ein kleines Mädchen angelaufen, dass scheinbar ein paar Spielgefährten sucht und sich freut, als wir ihr zwei Kirschen von unserer Torte anbieten. Kurz darauf sprechen uns zwei deutsche Mädls an, wo wir denn die Torte her hätten. Zwei Minuten späten entdecken wir sie auf einer anderen Bank beim Torte essen. Und schon werden wir auf Englisch angesprochen, wieder sind nicht wir, sondern die Torte der Grund. In wenigen Worten, bald sehen wir uns umzingelt von Menschen, die zufrieden ihre Süßigkeiten genießen. Und die Bäckerei wird sich über ihr gutes Tagesgeschäft freuen!

Um 6pm bringt uns der Zug zurück nach Ollantaytambo, von wo aus wir einen Kleinbus nach Cusco nehmen. Gegen 9pm erreichen wir die ehemalige Hauptstadt des Inka-Imperiums. Noch ein leckeres Abendessen und zurück zum Hotel.

Am Freitag erwartet uns nicht mehr viel. Frühstück, Museumstour und Kaffee trinken. Was natürlich nicht fehlen darf, ist einer schöner Markt. Und da kommen wir dann auch kaum wieder weg. So viele tolle Sachen, dass man am liebsten alles mitnehmen würde. Doch zum Glück haben wir beide ein Gepäcklimit. Nach dem Mittagessen packen wir unsere Sachen und lassen uns direkt vom Hotel mit dem Taxi abholen. Pünktlich sind wir am Flughafen und landen um 5:15pm gut in Lima. Hier warten wir bis etwa 6pm, da Gustavo darauf besteht uns nach der Arbeit persönlich abzuholen. Wohlauf packen wir abends unsere Koffer aus und freuen uns auf einen Tag Pause, bevor es wieder heißt: Auf zum Flughafen!

Dienstag, 22. September 2009

Mal wieder eine neue Nummer

Ganz vergessen. Hab schon wieder ein neues Handy. Dieses Mal war ich wohl selbst schuld und hab mein altes verloren.

Hier meine aktuelle Nummer: 0511 986303305

Moni ist daaaa

Drei Wochen, die wie im Fluge vergangen sind. Drei Wochen, in denen eine Menge geschehen ist und wohl noch einige Zeit braucht, um richtig verarbeitet werden zu können. Nun werde ich versuchen, euch an den wichtigsten Ereignissen teilhaben zu lassen.

Am 29. August fahren Gustavo und ich zum Flughafen. Alles ist bereit für Monis Ankunft: Wohnung geputzt, Bett aufgestellt, Reisegefährten (Stoffentchen) für mein Schwesterlein organisiert.... Etwa eine Stunde vor der Landung stehen wir in der Wartehalle und schlürfen ein Tässchen Kaffee, um uns die Wartezeit zu verkürzen. Immer nervöser werde ich, vor allem da wir sie selbst eine halbe Stunde nach der Landung kein Lebenszeichen von sich gibt. Dann endlich ein vertrautes Gesicht, ein vertrauter Koffer... Wie in Trance zieht sie an uns vorbei, sucht uns in allen Richtungen, doch da wo wir stehen wirft sie keinen Blick hin. Gustavo fängt zu rufen an, nichts. Hoffentlich erkennt sie mich noch ;). Nun gut, dürfen sie schließlich nicht ewig zappeln lassen. Einen Augenblick später ein großer Willkommensknuddler! Ja, jetzt kann der Spaß losgehen. Ab ins Taxi und auf nach San Borja. Da die Sonne bereits einige Tage früher Monis Kommen angekündigt hat und sich auch an diesem Samstag blicken lässt, zeigt sich Lima von seiner schönsten Seite. Etwa eine Stunde später erreichen wir unser Häuschen. Noch merkt man nichts von dem Jetlag, Moni wühlt fröhlich in ihrem Koffer und packt ein Geschenk nach dem anderen aus. Ein Kilo Schokolade? Weiß ich nicht mehr genau, jedenfalls genug um ein paar peruanische Herzen schneller schlagen zu lassen. Nachdem wir es uns so richtig gut haben gehen lassen, drehen wir noch ein paar Runden um den Block, bevor Moni selig ins Traumland verschwindet.

Am nächsten Morgen hören wir dann schön früh ein quaken (Monis Entchen quakt), was heißt, dass es Zeit wir aufzustehen. Das Gequake wir uns nun drei Wochen lang verfolgen und uns im Nachhinein sehr fehlen. Nach einem ausgiebigen Sonntagsfrühstück sind wir bei Gustavos Eltern zum Essen eingeladen. Mit der Verständigung wird es etwas schwierig, doch Moni lächelt tapfer vor sich hin und lauscht dem spanischen Wirrwarr. Nach ein paar Stunden verabschieden wir uns, um die restlichen Sonnenstunden noch für Miraflores zu nutzen. Mit dem Micro geht es in das touristischste Viertel von Lima. Bummeln ein wenig durch die Künstlermärkte und kehren am frühen Abend erschöpft nach Hause zurück. Gustavo zaubert eine leckere heiße Schokolade für uns drei und damit beenden wir den Tag.

Mit dem Montag bricht für Moni ein aufregender Tag an. Heute soll sich herausstellen, ob sie in Peru ihre Augen-Laser-OP machen wird. Früh fahren wir zur Universität, wo meine Augenärztin schon auf uns wartet. Die Voruntersuchungen zeigen, dass es keine Schwierigkeiten geben dürfte. Für Abends haben wir einen Termin in der Augenklinik, nahe San Borja, wo noch fehlende Tests gemacht werden sollen. Um Moni gut abzulenken, zeige ich ihr in aller Ruhe den Uni-Campus, während wir auf Gustavos Mittagspause warten. Um 1pm holen wir ihn von der Arbeit ab und gehen gemeinsam in mein vegetarisches Lieblingsrestaurant. Einen Kaffee gibt’s im Anschluss auf dem Plaza San Miguel (Shopping-Anlage) ganz in der Nähe. Die Stunden verfliegen und schon sitzen wir zwei wieder im Micro, in Richtung Augenzentrum. Lange müssen wir nicht warten, bis Moni erneut durchleuchtet wird. So, und nun gibt es kein Entkommen mehr. Die Ärzte warten schon mit dem Laser in der Hand. Ich begleite sie, soweit man mir erlaubt, um eventuelle Kommunikationsschwierigkeiten aus dem Weg zu räumen. Doch den letzten Schritt muss sie alleine tun. Einige Minuten später wandelt sie wieder aus dem OP-Raum. Ganz benommen und nicht gerade im besten Zustand. Muss wohl um einiges unangenehmer gewesen sein, als es mir drei Monate zuvor der Fall war. Mit dem Taxi bringe ich sie auf dem schnellsten Weg nach Hause. Kaufe noch eine Schlaftablette und hoffe, dass sie eine einigermaßen ruhige Nacht verbringt.

Am Dienstag Vormittag fahren wir zur Augenklinik, um die erste Nachuntersuchung zu machen. Soweit alles wunderbar, 100% Sehstärke und Moni erkundschaftet die Welt mit einem neuen Lebensgefühl. Einige Zeit später dann eine böse Überraschung. Monis rechtes Auge macht Probleme. Tut so weh, dass sie nicht weiß, wie sie den Tag vorüber bringen soll. Ich rufe meine Augenärztin an und sie meint, das sei normal. Weiterhin Tabletten nehmen und regelmäßig tropfen, dann würde sich das bald legen. Doch das Gegenteil ist der Fall, die Schmerzen werden immer stärker. Wie ich am nächsten Morgen erfahre, hat sie kaum Ruhe gefunden und die Schlaftablette, die ich ihr gab, hat keinerlei Erleichterung geschaffen. Mach mir große Sorgen, doch vertraue weiterhin auf die Worte der Ärztin, die mir versicherte, dass alle gut gegangen sei. Noch so einen Tag kann man Moni jedoch keinesfalls zumuten. Düsen zur Universität, damit man sie in Ruhe untersucht. Scheint, dass sich die Hornhaut an der Oberfläche entzündet hat. Das kann durch ein Staubkorn, ein Häarchen... ausgelöst worden sein. Vielleicht erinnert ihr euch noch an mein Auge vor der OP. Auch das hat sich entzündet und ich musste eine Augenklappe tragen. Damals war es jedoch mein Verschulden, da ich zu grob mit der Kontaktlinse umgegangen bin. Kurzum, Moni bekommt eine Salbe ins Äuglein und eine Klappe drauf. Kaufen noch ein paar Tabletten für den Notfall und fahren wieder zurück. Bald schon geht es ihr wesentlich besser. Während ich einkaufen gehe, macht Moni einäugig einen Pizzateig, was zeigt, dass Besserung in Sicht ist. Zu dritt machen wir uns einen gemütlichen Abend, bevor Moni ihren fehlenden Schlaf nachholt. Ich kann mich etwas entspannen, wobei die Sorge bleibt.

Donnerstag Vormittag: Die Ärztin nimmt Moni die Klappe ab und zu unserer aller Erleichterung ist die Entzündung nur noch leicht zu sehen. Endlich durchatmen. Nun heißt es aber gut aufpassen, damit so etwas nicht nochmal vorkommt. Also Sonnenbrille auf und viel Tränenflüssigkeit produzieren. In Jesús María (Viertel von Gustavo) gönnen wir uns einen guten Kaffee. Bummeln ein wenig durch die Gegend und lassen uns am frühen Nachmittag von Soraia mit dem Auto abholen. Ab sofort wird Englisch gesprochen :). Fahren am Strand entlang und zeigen Moni Larco Mar (große relativ touristische Anlage mit Blick auf die Küste) und Barranco (Künstlerviertel). Logisch, dass Moni noch sehr erschöpft ist, von den Strapazen der letzten Tage, also begleiten wir Soraia noch kurz nach Hause, um dann den Heimweg anzutreten.

Am Freitag sieht Moni schon wieder so fit und unternehmungslustig aus, dass ich sie kurzum ins Zentrum von Lima schleppe. Ein anstrengender aber auch schöner Tag erwartet uns. Was stellt man sich unter dem Zentrum vor? Nichts schönes *:)*. Aber schließlich bin ich ein Reiseführer, spezialisiert auf ganz Peru und nicht nur auf die touristischen Ecken. Tuckeln gut eine Stunde mit dem Bus durch die Gegend, bis wir schließlich am Kongress angelangen. Von hier aus spazieren wir auf den Zentralmarkt (tausend Läden und Restaurants). Eine kleine Tour durch das chinesische Viertel, wo wir auch zu Mittag essen, und von da aus zum Plaza de Armas. Dort bleibt uns nicht mehr viel Zeit, um den Kolonialstil zu bestaunen, da wir mit Gustavo beim Wasserpark verabredet sind. Vom Großstadtgetümmel flüchten wir uns eine wunderschöne Parkanlage, die mit den zahlreichen Wasser- und Lichtspielen eine ganze andere Atmosphäre herstellt. Zum Abschluss bringen wir Moni noch zum Plaza San Martin, zeigen ihr den Plaza de Armas bei Nacht und gehen eine Kleinigkeit essen. Jedoch werden nach so einem langen Tag frisch operierte Augen ganz schnell müde, weshalb wir damit unser Abenteuer für dieses Mal beenden.

Und schon bricht das letzte gemeinsame Wochenende in Lima an, bevor es in die Berge geht. Den Samstag wollen wir ruhig angehen lassen, denn eine kleine Verschnaufpause muss auch mal sein. Fahren nach dem Frühstück zu einer den Pantanos de Villa, einer kleinen ökologischen Morastanlage, welche eine Menge Vogelarten beheimatet und dem Randgebiet Limas einen Hauch grüner Natur verleiht. Gemütlich wandern wir über die Pfade, während Gustavo Moni über das Leben in den Armenvierteln Perus erzählt. Frische Luft eingeatmet und schön erholt suchen wir uns ein gutes Fischrestaurant, damit Moni etwas mehr über die peruanische Küche lernt. Naja, ob das so eine gute Idee war?! Wir bestellen Ceviche (Roher Fisch, Zwiebel, Zitrone....) für sie, doch vergessen wir ihr leider zu sagen, dass das rote Gemüse, welches dem Nationalgericht das I-Tüpfelchen gibt, keine Paprika, sondern eine Rocoto-Schote ist. Genüßlich beißt sie hinein und kaum eine Sekunde später ist das Monilein nicht wieder zu erkennen, denn nun ähnelt sie selbst der feuerroten Schote. Sorry Schwesterlein, Feuer spucken lernen stand nun wirklich nicht auf dem Reiseplan. Aber zumindest wirst du von nun an nie wieder vergessen: was gleich aussieht, muss nicht unbedingt dasselbe sein. Zum löschen kurven wir abends nach Barranco, um einen leckeren Coctail in meiner Lieblingsbar (mit Meerblick) zu genießen. Nun gut, Coctail gibt’s leider nur für Gustavo und mich, denn die Antibiotika-Tropfen für die Augen vertragen sich nicht mit Alkohol.

Sonntag heißt es Koffer packen. Morgen dürfen wir um ca. 3am aufstehen, um rechtzeitig zu unserem Flieger nach Cusco zu gelangen. Gustavo möchte heute mit seiner Familie Fussball spielen gehen, doch gibt es da ein kleines Problem. Im Morastgebiet muss ihn ein böses Insekt in die Hand gestochen haben, denn die schwillt immer mehr an, sodass sie mittlerweile schon die Form eines Luftballons annimmt. Armes Bärli! Also muss er statt Sport zu machen in eine Klinik fahren, um die Hand untersuchen zu lassen. Wir zwei verbringen zwischenzeitlich einen ruhigen Tag zu Hause und besuchen die Augenärztin, damit wir mit einem guten Gefühl verreisen können. Alles in bester Ordnung! Abends werden wir von Moni bekocht und sinken kurze Zeit später müde in unsere Kissen.

….............Woche 2 folgt …..............

Freitag, 21. August 2009

Noch eine Woche . . . dann kommt Monilein

Hallo aus Lima. Lang nix mehr von mir gehört?

Das mag wohl daran liegen, dass nicht so viel passiert ist, seit unserer Reise nach Puerto Maldonado. Da ich nun keine wirklichen Verpflichtungen mehr habe, schlafe ich lange und verbummle den Tag mehr oder weniger. Natürlich nicht immer. Lese viel, um studientechnisch am Ball zu bleiben und fahre gelegentlich zur Uni, wo ich mich in die Bibliothek mit meinen Büchern einigle. Hab mich auch mal eine gute Woche als Hausfrau versucht, sprich kochen, waschen, bügeln und mal Abstand nehmen vom dem ganzen Trubel. Jedes Mal wenn es auf das Semesterende zugeht sehne ich mich nach so einer Auszeit. Doch bekanntlich ist nur das interessant, was man gerade nicht haben kann, und bekommt man es doch, wird es einem schnell zu langweilig. Kurzum, ich musste wieder einmal feststellen, dass ich die Ruhe zu Hause nicht lange aushalte. Ein Versuch wars wert! Ruhig war es die vergangenen Wochen auch, weil ich eine Freundin verabschiedet habe, die nach einem Jahr zurück nach Frankreich gereist ist, und Soraia für einen Monat zu ihrer Familie nach Brasilien geflogen ist.

Seit heute sieht alles wieder anders aus. Soraia ist zurück, ich treffe mich mit Leuten, die ich lange nicht mehr gesehen habe und für die letzten Tage, bevor mein Schwesterherz kommt, habe ich auch schon viele Pläne. Morgen gehe ich auf einen Junggesellinnen-Abschied und am Freitag findet dann die Hochzeit in Lima statt. Neben dieser Art von Abschied steht dann noch ein anderer an. Jenna, eine Freundin aus den USA, verlässt Peru. Ihr seht also, vor den schmerzlichen Momenten Adiós zu sagen bleibt man hier nicht lange verschont.

Doch gibt es nach den meisten Abschieden auch ein Wiedersehen. Und schön langsam werde ich hier schon richtig nervös. Kann mir noch gar nicht so richtig vorstellen, dass bald die Moni in Peru einpurzelt. Ihr seht, mein Leben hier wird nie auf lange Sicht langweilig :). Und wenn ihr die nächsten Wochen wieder weniger von mir hört, dann liegt das wohl daran, dass wir zwei Peru unsicher machen.

Genaue Reiseinfos bekommt ihr noch und ein ausführlicher Bericht folgt spätestens mitte September!

Mittwoch, 29. Juli 2009

Puerto Maldonado 24.-29.07.2009


Am 24.7. ist es endlich so weit. Zeit, um dem verregneten Lima für ein paar Tage zu entfliehen. Ja, Regen in der Wüste! Ist wirklich ungewöhnlich, aber wie wir alle wissen spielt das Klima verrückt. Hatten alle Mühe das Wasser davon abzuhalten in unser Wohnzimmer zu strömen. Denn die Häuser hier sind einfach nicht für nasse Tage ausgerichtet.

Nun gut, am Donnerstag Abend verabschieden wir uns von unseren Vermietern, überreichen ihnen feierlich den Schlüssel, mit der Bitte unsere Wohnung vor Wasserschäden zu schützen, und am Morgen darauf klingelt um kurz nach 4 Uhr früh der Wecker. Verschlafen kriechen wir aus den Federn und eine halbe Stunde später steht schon das Taxi vor der Tür. Pünktlich am Flughafen angelangt, kann nun nicht mehr viel schief gehen. Haben relativ wenig Gepäck bei uns, weil ich Gustavo immer und immer wieder versichert habe, dass es dank der großen Hitze im Dschungel nicht nötig sei dicke Kleidung mitzunehmen.

Nach gut einer Stunde Flug landen wir in Cuzco und nach einem neuen Anflug gelangen wir etwa 30 Minuten später an uns Ziel: Puerto Maldonado. Dies ist die Hauptstadt von der Region Madre de Dios, mitten im Amazonasgebiet. Doch wo ist die Sonne? Weit und breit nichts davon zu sehen. Nun gut, gibt schließlich immer Regentage in Dschungel. Aber die Kälte die uns entgegenkommt, als wir aus dem Flieger aussteigen ist nicht so erfreulich. Fühl mich gleich mal furchtbar schlecht, weil Gustavo nicht einmal eine Jacke bei sich hat. Zitternd stehen wir also vor dem Fließband und warten auf unsere Köfferchen. Nehmen das nächstbeste Motortaxi und düsen ins Zentrum. Das erste was wir machen ist eine Reiseagentur nach der anderen aufsuchen, um so schnell wie möglich eine Tour in den Dschungel buchen zu können. Erschöpft legen wir schließlich eine Pause ein. Erstens findet man relativ wenige Agenturen, weil es in der kleinen Stadt kaum Tourismus gibt und diejenigen, die nach Puerto Maldonado reisen bereits vorab übers Internet buchen, direkt vom Flughafen abgeholt werden und sozusagen auf dem kürzesten Weg zur Lodge (Unterkunft im Dschungel) kutschiert werden. Zweitens sind die Preise so verdammt hoch, dass es uns ganz schwindelig wird (erst im Nachhinein erfahren wir, dass dies die teuerste Region Perus ist). Nun gut, müssen jetzt das beste draus machen. Also nächster Schritt, Suche nach einer Unterkunft für die erste Nacht. Und wieder suchen wir verzweifelt nach Herbergen, die erschwinglich sind. Es scheint hier einfach keine Mittelklasse zu geben. Entweder schön und sehr teuer oder billig und mehr als ungemütlich. Kurz vorm aufgeben haben wir endlich Glück und entdecken eine Herberge, die zwar nicht besonders schön ist, aber ihren Zweck erfüllt. Laden unser Gepäck ab und laufen erneut los. Kennen mittlerweile schon die halbe Stadt, haben Hunger, sind ganz durchgefroren (hier laufen die Leute sogar mit Handschuhen rum!), doch aufgeben dürfen wir einfach noch nicht. Also noch ein paar Vergleiche, kurz davor eine Tour zu buchen und dann doch wieder etwas, das uns nicht zusagt... Kurzum, uns bleibt keine andere Wahl. $200 pro Person müssen wir für zwei Nächte im Dschungel aufbringen. Tut weh, aber es gibt kaum noch freie Plätze und günstiger kriegen wir nichts. Ja, wenns mit der Entscheidung erledigt wäre!!! Problem: so viel Geld haben wir nicht bei uns. Was tun? Beide haben wir unsere EC-Karten in Lima gelassen. Ich hab meine Kreditkarte bei mir, aber keine Geheimzahl. Die Agentur hat keinen Kartenleser . . . Die Dame von dem Reisebüro versucht die Abrechnung über ein Hotel laufen zu lassen, aber die wollen kein Risiko eingehen. Uff! Beschließen den nächsten Morgen abzuwarten, um über eine Bank zu versuchen an Gustavos Geld ranzukommen. Erschöpft landen wir in einer Pizzeria. Was für ein Tag! Jeder hat schon mit dem Gedanken gespielt wieder zurück zu fliegen, doch gegenseitig haben wir uns wieder aufgebaut und den Abend doch noch ganz schön verbracht. Ein Gutes hatte das Ganze, haben wahnsinnig viel von der Stadt gesehen und stellten am Ende des Tage mit Stolz fest, dass wir nun schon genug Informationen hätten, um einen kritischen Reiseführer bezüglich der Hotels und Reiseagenturen zu schreiben :). Die Pizza war jedenfalls lecker und geschlafen haben wir tief und fest.

Am Morgen, nach dem Frühstück, sind wir mit neuen Energien los gestartet. Erst zur Reiseagentur, dann von Bank zu Bank. Aber keiner dieser Pflaumen wollte Geld rausrücken ohne EC-Karte. Es hieß Gustavo müsse sich eine neue EC-Karte ausstellen lassen, um Zugriff auf sein Konto zu bekommen. So ein Schmarrn! Letzte Hoffnung: Papa! Flitze schnell in eine Telefonstelle und rufe zu Hause an. Und ich habe Glück, Papa hebt ab. Da er mich schon kennt, weiß er wo Geheimnummern und ähnliches zu finden sind. Gibt mir drei Nummern, die zu meiner Kreditkarte gehören könnten. Heilfroh verabschiede ich mich und hole Gustavo von der Bank ab. Drei Nummern, drei Versuche, bis sie mir die Karte sperren. Welche Nummer zuerst? Versuche einfach mal die goldene Mitte: falsche Nummer. Dann die dritte: falsche Nummer. Erste Zahlenkombination: korrekt! Juhu! Gerettet! Die Taschen voll mit Dollarnoten flitzen wir zum Reisebüro, in der Hoffnung, dass die Tour noch nicht andersweitig verkauft wurde. Alles geht gut! In gut zwei Stunden solls losgehen. Na, wollen wir hoffen, dass sich der ganze nervliche und finanzielle Aufwand lohnt.

Um 12 Uhr mittags sitzen wir in einem Combi mit einer kleinen Reisegruppe bestehend aus Franzosen, Italienern und Amis. Nach wenigen Minuten steigen wir in ein Motorboot um, welches uns zur Lodge (Herberge im Dschungel) bringt. Gut eine halbe Stunde dauert die Fahrt, dann erreichen wir Corto Maltes, eine kleine Bungalowanlage, die von zwei Franzosen aufgebaut wurde. Der erste Eindruck ist spitze. Über einen kleinen Steg gelangen wir zum Haupthaus, wo es ein kleines Geschäft, eine Bar mit Billardtisch und einen Speisesaal gibt. Werden mit einem frischen Maracuya-Saft empfangen und beziehen dann zuerst einmal unsere Häuschen. Wir zwei bekommen eine sehr schöne, relativ neue Hütte mit Hängematten vor der Tür und privaten Bad, sowie Dusche. Ist die nobelste Unterkunft im Dschungel, in der ich bisher gelandet bin. Schnell eingenistet erspechten wir einen wunderschönen Papagei durch das Fenster. Muss natürlich gleich auf Fotojagd gehen. Angst kennt das Tierchen scheinbar nicht, denn schon geht es auf unsere Bergschuhe los. Müssen irgendeinen guten Duft an sich gehabt haben. Die ersten Minuten in der Lodge entschädigen uns bereits für den vorherigen Tag. Und als wir schließlich ein 3-Gänge-Menu serviert bekommen, alles nach französischer Art, ist für uns beide klar: die Investition war es auf jeden Fall wert! Nachmittags geht es dann, mit Gummistiefeln ausgerüstet, auf in das Dickicht. Von den drei Reiseführern (deutsch-, englisch-, französich- und spanischsprachig) werden wir letzterem zugeordnet. Schon bald stellt sich raus, dass wir eine richtig lustige Reisetruppe sind: ein italienisches Pärchen, das gerade auf Flitterwochen ist und uns ob der Kommunikationsschwierigkeiten oft zum lachen bringt; ein spanisches Pärchen; ein Pole-Franzose, der sich aufgrund seines Studiums in Frankfurt als Deutscher sieht, nun aber mit seiner peruanischen Freundin in Lima lebt und arbeitet; ein Peruaner und wir zwei. Und so ziehen wir durch den Dschungel, lernen viel über Pflanzen, Bäume und Lebewesen, worüber uns unser Reiseführer Frank ausführliche Erklärungen gibt. Ein paar Stunden später erreichen wir erneut die Lodge, erfrischen uns kurz und bereiten uns auf unser nächstes Abenteuer vor: Kaiman suchen. Um 19 Uhr springen wir in ein Boot und suchen das Flussufer nach den kleinen Krokodilen ab. Finden tun wir keines, zumindest nicht an diesem Abend. Freuen uns schon auf das Abendessen, das währenddessen zubereitet wird. Erneut gibt es eine volles Menu. Mmh, lecker! Da es nur bis 22:30 Uhr Strom und warmes Wasser gibt, ziehen wir uns früh zurück und schlafen auch ruckzuck ein.

Am Sonntag morgen springen wir um 5 Uhr aus dem Bett, da eine Wanderung zur Collpa auf dem Plan steht. Eine Collpa ist eine Lehmwand am Flussufer, an der die Huacamayos – kleine grüne Papageien – viele wichtige Nährstoffe finden. Jeden Morgen, wenn das Wetter schön ist, fliegen sie in Scharen zu der Collpa. Und als wir dort angelangen scheint tatsächlich die Sonne, sodass wir das Schauspiel beobachten können. Gustavo hat sich für diesen Tag fest vorgenommen den Pool – ja, wir haben sogar einen Pool – zu testen, doch dazu kommen wir nicht. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Lago Sandoval, einem sehr schönen See einige Kilometer von der Lodge entfernt. Zuvor noch ein kurzer Abstecher auf die Affeninsel. Die Äffchen dort warten schon auf die Touristen, da sie immer leckere Bananen mitbringen. So auch dieses Mal. Kaum wittern sie die Beute kommen sie angesprungen. Sobald alles aufgefuttert ist, müssen wir uns aus dem Staub machen, denn angeblich wird der Affen-Anführer aggressiv, wenn er nichts mehr bekommt und durchsucht dann die Touristen. Das wollen wir natürlich nicht riskieren. Ohne Attacken zu erleiden erreichen wir unser Boot. Noch ein paar Meter und wir legen an einem Ufer an (auf diesem Weg finden wir übrigens mehrere Kaimane, die sich am Ufer sonnen). Es steht uns eine 3-5km lange Wanderung bevor. Wir, die jüngsten der Truppe, sind die letzten, die das Ziel erreichen. Peinlich! Gab noch viel Schlamm auf dem Trampelpfad und da wollte sich keiner von uns hinlegen. Diese Etappe geschafft steigen wir erneut in ein Boot, dieses Mal aber in eine einfachere Version ohne Motor. Die Männer rudern fleißig und so kann ich in aller Ruhe den gigantischen Ausblick auf den paradiesischen See genießen. Absolute Stille, bis auf die Geräusche der Natur. An einer von den Bäumen befreiten Stelle machen wir Halt, um Mittag zu essen. In Bananenblättern bekommen wir unser Mahl serviert. Als wir zurück paddeln ist scheinbar gerade Spielzeit im Dschungel angesagt, denn auf einmal entdecken wir einen ganze Horde von Affen, die fröhlich von Baum zu Baum springen und die Vögel von ihren Ästen verjagen. Bei Sonnenuntergang nähern wir uns langsam wieder unserem Ausgangspunkt. So schnell bricht auch schon unser letzter Abend an. Ratschen noch eine Weile mit den Leuten aus unserer Gruppe, tauschen Emailadressen aus und gehen zeitig schlafen.

Am Tag darauf wartet leider nur noch ein Frühstück auf uns, bevor es zurück nach Puerto Maldonado geht. Wie ihr euch vielleicht noch erinnern könnt, war ich bereits bei meinen ersten beiden Peru-Aufenthalten auf der Suche nach einem guten Schamanen (Medizinmann), um an einer Ayahuasca-Zeremonie (Halluzinogen, das aus einer Wurzel hergestellt wird und vor allem der Heilung und Reinigung des Körpers dient) teilnehmen zu können. Hier nun eine neue Chance. Spreche mit zwei Franzosen, die in der Lodge leben und mir einen Schamanen empfehlen. Da wir für die übrigen beiden Tage in Puerto Maldonado kaum Pläne haben, würde sich die Gelegenheit geradezu anbieten. Schreib mir dir Nummer auf und damit müssen wir Abschied nehmen von unserer Gruppe und zwei einmaligen Tagen im Dschungel.

Wieder in Puerto Maldonado versuche ich den Schamanen zu erreichen, doch ohne Erfolg. Wir entschließen uns ein wenig die Stadt unsicher zu machen. Bekommen einen ganz guten Eindruck von dem Leben vor Ort. Und dann stoßen wir doch tatsächlich auf ein Schild, das auf das Haus eines Schamanen weist. Neugierig wie wir sind, schauen wir gleich nach, ob jemand zu Hause ist. Kommt mir alles etwas komisch vor, da das Werbeschild allein bereits mehr als übertrieben ist. Aber gut, fragen kostet nichts. Wir werden gebeten später noch einmal zu kommen, da der gute Mann außer Haus sei. Kein Problem, haben Zeit. Treffen auf Betonsäulen, die den Anfang einer enormen Brücke darstellen. Nun sehen wir einmal mit eigenen Augen das Grundgerüst, welches später Brasilien mit Perus Küste verbinden soll. Erschreckend, wenn man sich vorstellt, welche große Straße mitten durch den Dschungel gezogen wird. Lange gab es, und noch immer gibt es, Proteste von Naturschützern, doch wo es um viel Geld geht, treten kleine Organisationen schnell in den Hintergrund. Gerade als wir ein Schild lesen, welches uns ein paar Daten des Brauprojekts liefert, spricht uns ein Einwohner an. Erzählt uns etwas mehr zu dem Vorhaben und inwieweit es das Leben der Anwohner beeinflusst. Betrifft vor allem die Menschen, welche das Feld räumen müssen, wenn die Brücke erst einmal steht. Ist schwierig zu beurteilen, was geschieht, denn abgesehen von den negativen Seiten (Zerstörung der Natur, einige Jobverluste etc.) wird der Handel mit Brasilien, als auch die Anbindung zu den Umsatzplätzen erheblich erleichtert. Schon oft haben wir über das Thema gesprochen und ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass ein Wirtschaftsingenieur, wie Gustavo, und eine Studentin der Geisteswissenschaften, wie ich, da kann gegensätzliche Ansichten haben können, aber zugleich lernt man beide Seite zu betrachten. Zurück zu unserem vorletzten Tag fernab von Lima. Stoßen auf ein schönes Restaurant mit Blick auf den Fluss Madre de Dios. Sprechen ein wenig mit dem Ober und dieser rät und von einer Ayahuasca-Zeremonie in dieser Region ab. Meint es wäre nicht so sicher, wie zum Beispiel im Raum Cuzco (Andengebiet). Wissen nicht, was wir davon halten sollen, aber sind froh eine ehrliche Meinung zu hören. Dennoch sollte man sich immer sein eigenes Bild machen. Später besuchen wir noch einmal das Haus des Schamanen und treffen auf ihn. Ohne Zweifel, der Kellner hatte recht. Speziell dieser Schamane scheint zu viel Ayahuasca in seinem Leben genommen zu haben. Spielt uns ein Theater vor, dass einem ganz schwindelig wird. Wissen nicht, wie wir ihn dazu bringen, seinen Mund zu halten, um uns aus dem Staub zu machen. Doch dann kommt der Moment. Als ich ihm sage, ich habe dank seiner „Rede“ festgestellt, dass ich noch nicht bereit für eine Zeremonie sei (irgendwas musste ich schließlich sagen), wird er unverschämt. Meint, er habe schon, als man ihm erzählte, dass eine Gringa (Weiße) nach ihm gefragt hätte, gespürt, dass das nichts für mich wäre … Nachdem er mich die ganze Zeit über kaum eines Blickes gewürdigt hatte und die Antworten auf meine Fragen an Gustavo richtete, sagte er doch tatsächlich, ich wäre feige … Das hat das Fass dann zum überlaufen gebracht. Mit einem: „Die feige Gringa zieht sich jetzt zurück!“ habe ich mich verabschiedet. Sind dann wieder eine Weile spazieren gegangen, weil ich mich erst einmal abreagieren musste. Das Thema hat sich damit vorerst einmal erledigt, zumindest in dieser Region. Später konnten wir natürlich darüber lachen. Ein gutes Abendessen, noch ein wenig bummeln und schon war wieder Bettgehzeit.

Den Dienstag haben wir dann ganz ruhig angehen lassen. Sind auf die andere Seite des Flusses gefahren. Dort gab es allerdings nicht viel zu entdecken. Ein paar Häuschen und viele freie Flächen. Die Sonne hat uns schnell geschafft. Denn von Sonntag an war frieren kein Thema mehr, ganz im Gegenteil. Sind also so durch die Gegend geschlendert, waren Eis essen, haben ein paar letzte Einkäufe auf dem Markt gemacht und dem Tag einen würdigen Abschluss gegeben. Und heute blieb noch genug Zeit für ein ausgiebiges Frühstück, bevor wir mit dem Motortaxi zum Flughafen gefahren sind. Pünktlich starten wir unsere Rückreise und kommen am frühen Nachmittag in Lima an.

Weg ist die Sonne, wieder sind wir versteckt unter einer dicken Wolkendecke.

Sitze unter meiner Wolldecke im Wohnzimmer und freue mich schon aufs Bett. Doch an Schlaf ist noch nicht zu denken, da unter uns fröhlich gefeiert wird. Uff, die Ruhe im Regenwald war so schön!

Morgen muss Gustavo wieder in die Arbeit und ich werde einen gemütlichen Tag zu Hause verbringen. Wäsche waschen, ein bisschen aufräumen, was leckeres kochen und mich in Ruhe wieder einleben.

Ja, leider hat jeder Urlaub sein Ende, und das meist schneller, als man möchte. Doch es ist auch wieder schön hier zu sein und morgen schon kann ich anfangen meine nächste Reise mit Moni zu planen :).

Drück euch alle ganz fest!