Samstag, 11. Oktober 2008

Zurück in der Heimat


10.10.2008

11am in Lima. Ich sitze im Flugzeug Richtung Caracas (Venezuela). Ein letzter Blick auf die Metropole. Im grauen Dunst tausende farbige Häuser, die versuchen der Stadt Leben zu verleihen. Schöne Farben, doch bröckelt der Putz, die Hausmauern sind grau gefärbt. Der Verkehr, die Abgase, hinterlassen Spuren, wohin man blickt. Ich versuche mich zu orientieren, suche unser Viertel, doch verliere mich in den gewaltigen Ausmaßen Limas. Wir durchbrechen die Nebeldecke, der Himmel klart auf und die Sonne kommt zum Vorschein. Dicke schneeweiße Wolken, durchzogen von der Andenkette. Wie in einem Traum erscheint mir die Welt, die ich durch die kleine Luke im Flugzeug erblicke und in der ich bis vor wenigen Augenblicken noch gelebt hab.

Lasse meine letzten drei Monate, drei wunderschöne Monate, zurück, verborgen unter einer Nebeldecke und versuche stark zu bleiben. Doch der Abschied tut so weh. Ich wusste nicht, was mich dieses Mal erwartet. Arbeitsalltag, eine neue Beziehung, eine gemeinsame Wohnung. Ich hab ganz einfach auf mein Herz gehört, wie Mama es mich gelehrt hat. Und es war die einzig richtige Entscheidung. In Gustavo habe ich einen ganz besonderen Menschen gefunden, der mich unheimlich glücklich macht. Jedoch weiß ich auch, dass es Zeit wird wieder nach Hause zurück zu kehren.

Die Reise verläuft bis auf kleine Schwierigkeiten gut. Bei der Immigrationskontrolle in Lima werde ich aufgehalten, da es heißt, ich lebe seit beinahe einem Monat illegal in Peru. Toll, in meinen Pass setzten sie bei der Einreise einen Stempel mit etwas nicht enzifferbaren darauf gekritzelt. Ich dachte, es sei eine Unterschrift. Bei der Kontrolle werde ich aufgeklärt. Die Hieroglyphen sollen 62 Tage bedeuten. Und länger scheint mein Visum nicht zu gewesen zu sein. Ich bin fest davon ausgegangen, dass ich eine Aufenthaltsberechtigung für drei Monate hätte. Also wollen sie mir 28 Dollar Strafe abzwicken. Ich, eh schon angeschlagen nach dem Abschied von Gustavo, fange erst einmal zu weinen an und sage ich habe kein Geld mehr und wolle doch nur nach Hause. Scheinbar muss ich ziemlich mitleiderregend gewirkt haben, denn die Frau lässt mich gleich darauf mit einer Verwarnung für kommende Male ziehen.



In Venezuela wird mir dann mitgeteilt, dass meine Koffer nicht mit mir, sondern ein paar Tage später ankommen würden. Wieder bin ich kurz vorm Verzweifeln, fange mich aber zum Glück schnell wieder, als ich meine nette Sitzpartnerin im Flieger kennenlerne. Ist auch eine Deutsche und da wir uns gut unterhalten, vergeht die Zeit ohne viel Grübeleien. Schlafe im Anschluss eine lange Zeit und erwache, als es Frühstück gibt und wir schon kurz vor Portugal sind.



Noch einmal eine Stunde Wartezeit und es geht endlich auf nach München. Die Landschaft wird immer schöner und bunter, der Herbst lässt die Natur in den verschiedensten Farben erleuchten. Und dann endlich die Landung. Da ich auf mein Gepäck nicht warten muss, bin ich die erste, die die Gepäckhalle verlässt. Verwirrt blicke ich um mich. Wo ist Moni??? Und was sehen meine Äuglein da. Hinter einer Säule entdecke ich meine Kuschelbärin Rosi. Na, wenn das nicht Heimatgefühle aufkommen lässt. Kurz darauf knuddel ich auch schon Moni und Mama :). Mit Moni´s neuem Schlitten gehts auf nach Raubling, wo wir Stefan´s selbstgebackenen Begrüßungskuchen probieren. Mmh Stefan, gut gemacht, bist engagiert! Die Sonne scheint, genießen die letzten Sonnenstrahlen mit Papa auf der Terrasse und wenig später öffne ich auch schon meine Zimmertür. Überall Luftballons!!! Süße Überraschung!


Schön langsam überkommt mich nun doch die Müdigkeit. Das Beste wird sein mich ein wenig auszuruhen, damit ich morgen mit neuen Energien in den Sonntag starten kann.


Heimat ich bin zurück!


Freu mich auf euch!!!

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Meine letzten Tage in Peru - Abschied von Amnesty International



Es ist 5:30am. Bin heute früh aufgestanden, um mich für einige Uni-Kurse online einzuschreiben. Im Anschluss hatte ich vor mich nochmal schlafen zu legen, doch nachdem ich schon eine unruhige Nacht hatte, bin ich zu aufgewühlt, um Ruhe zu finden.


Die letzten Tage sind so schnell vergangen, dass ich erst einmal nachdenken muss, was überhaupt passiert ist. Am Samstag hat uns Jenna zu sich nach Hause eingeladen, um mit Sushi eine kleine Abschiedsfeier für Paulina - verlässt Amnesty International - und mich zu machen. Hätte nicht gedacht, dass das so viel Spaß machen kann. Den Sonntag haben wir dann ruhig angehen lassen: letzte Einkäufe, Kaffee trinken und am Abend dann Nik´s Verabschiedung. Am nächsten Tag solls für ihn auf nach Deutschland zu Miriam gehen, und das voraussichtlich für ein Jahr. Da Nik einen sehr großen Freundeskreis hat, kommen am Sonntag nochmal alle, die er nicht schon am Samstag verabschiedet hat.

Und dann bricht auch schon meine letzte Woche an. Am Montag nehm ich mir frei. Der Tag vergeht viel zu schnell, sodass ich nur die Hälfte von dem schaffe, was ich mir vorgenommen habe. Am Vormittag mache ich mich auf die Suche nach Backzutaten, da ich einen Kuchen für die Arbeit machen will. Aber fragt mich nicht, was das für ein Aufwand ist. Bin kurz vor der Verzweiflung, als ich das dritte Mal das Rezept wechseln muss. Erstens: in Peru scheint keiner selbst Kuchen zu backen, und wenn doch, dann nur in Ausnahmefällen. Sprich, woher Mixer, Backform, Teigschaber... nehmen? Zum Glück treibt Gustavo den Großteil bei seiner Mama auf. Alles ein wenig anders, als bei uns, aber ausreichend. Dann gehts weiter. Wer kann mir sagen, wie ich den Gasbackofen bediene, welche Temperatur, wie viel Zeit und welche Höhe für das Backblech? Im Internet finde ich schließlich ein paar Hinweise, u.a. dass die meisten Kuchen verbrennen, dass man die und die Temperatur braucht... Naja, nicht sehr hilfreich. Und das Schlimmste, wo bekomme ich die Zutaten her? Nicht mal Quark oder Vanillezucker treibe ich auf. Letztlich ändere ich Oma´s Kirschstreuselkuchen-Rezept etwas ab und versuche mein Glück. Hab vorsichtshalber mal die doppelte Menge an Zutaten gekauft, um sicher zu gehen. Beim ersten Kuchen traue ich mich nicht, zuviel Temperatur einzustellen - der Ofen beginnt bei 180 Grad und hat bei 290 Grad sein Maximum. Nach einer Stunde reichts mir dann mit der Warterei und ich hole das Ding aus dem Ofen. Der zweite sieht dann jedoch schon nach 30 Minuten lecker aus. Juhu, muss sagen, beide sind mir bestens gelungen :). Und dies bestätigen mir am nächsten Tag meine Arbeitskollegen, die bis auf den letzten Brösl alles aus der Backform kratzen. Das Rezept geht in unser internes AI-Kochbüchlein ein, das Roxana angefertigt hat, bevor sie uns verlassen hat.

Am Montag Nachmittag hab ich Nik zum Flughafen begleitet. Sind ein Schwung Leute eingetrudelt, alle traurig wegen Nik´s Abreise. Mir ist dort dann erst einmal richtig bewusst geworden, dass ich in wenigen Tagen an seiner Stelle sein werde. Und als ich Nik´s Mama und Andrés - natürlich auch Nik - beim Abschied in Tränen aufgelöst sehe, wirds mir selbst ganz schwer ums Herz. Bin froh, als ich wieder zu Hause bin. Nik werde ich bald wieder sehen, da er nahe meiner Uni ein Deutsch-Institut besuchen wird. Darauf freue ich mich schon!


Ja, und dann mein letzter Arbeitstag. Paulina und ich sind traurig, fühlt sich komisch an! Nach dem Mittagessen gibts dann meinen Kuchen und wir leeren zwei Flaschen Wein. Noch ein paar Stunden und es heißt Goodbye sagen. Das schöne ist, dass es nur heißt: Bis bald! Trotzdem kann ich meine Tränen nur schwer zurückhalten, als ich die Tür hinter mir schließe. Hab die Leute von AI sehr ins Herz geschlossen, ist wie eine kleine Familie in Peru für mich geworden. Düse dann schnell nach Hause, um meine Sachen abzulegen und mache ich auf den Weg zu Consuelo, der Tante einer guten Freundin. Machen gemütlich Brotzeit und um ca. 8:30pm ziehe ich mich schließlich zurück. Abgesehen von Evelyn, die ich evtl. am Donnerstag noch kurz sehen werden, will ich keine große Abschiedszeremonie haben. Macht bloß traurig!

Heute ist Feiertag in Peru. Mal schaun, was man da so alles anstellen kann. Wollten erst noch einen kleinen Ausflug machen, aber haben uns nun doch entschieden gemütlich frühstücken zu gehen und dann nochmals ein bisschen durch die Stadt zu bummeln. So werde ich meinen dreimonatigen Peru-Aufenthalt ausklingen lassen :). Abends gehen wir vielleicht noch tanzen und morgen ist endgültig packen und Wohnung putzen angesagt.

Wow, und in drei Tage bin ich schon wieder bei euch! Freu mich auf Zuhause und darauf euch alle wieder zu sehen.

Bussi und bis bald